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Erfahrungen aus den Patientenaufklärungsgesprächen zur MS

Ein Beitrag von Dr. med. Markus Heibel

„Von dem was ihr Halbgottkollege mir da erklärt hat, habe ich zweimal die Hälfte nicht verstanden.“ „Warum soll ich ein Medikament einnehmen, obwohl es mir gut geht?“

Solche oder so ähnliche Fragen, die zum Ausdruck bringen, dass der Betroffene, das vorab Gesagte nicht verstanden hat, begegnen mir in meiner „Multiple Sklerose Zweitmeinungssprechstunde“ sehr häufig. Auch Äußerungen wie „ihr Kollege hatte keine Zeit, schon gar nicht um Fragen zu beantworten“ oder „… dann hat er mir 5 Broschüren in die Hand gedrückt und gesagt, suchen sie sich ein Medikament aus. Dabei war mir überhaupt nicht klar, wozu überhaupt.“ fallen immer wieder."

Woran können Arzt-Patientengespräche scheitern?

Bei genauerem Nachfragen kristallisieren sich folgende Punkte heraus, die kennzeichnend sind für eine gescheiterte Patient-Arzt-Kommunikation: zu wenig Zeit, unbehagliche Raum- und Gesprächssituation, Distanz erzeugende Kleidung sowie akademische Wortwahl seitens des Arztes.

Vor allem im klinischen Setting ist es die „weiße Kleidung“, die eine Barriere zwischen Arzt und Patient aufbauen kann und dazu führt, dass der Patient gehemmt ist nachzufragen. Oft sitzt der Arzt an seinem Schreibtisch, umgeben von dicken Fachbüchern, medizinischen Modellen und Schautafeln, die den Patienten in eine ihm völlig fremde Welt versetzen, die, so versichern mir viele Patienten, Distanz und Unverständnis erzeugen. Erläutert der Arzt in diesem Rahmen seine Erkenntnisse auch noch mit medizinischen Fachbegriffen, ist der zuhörende Patient entweder eingeschüchtert, reagiert befremdlich oder, im schlechtesten Fall, verärgert. Selbstbewusste Patienten, die nachfragen und nicht lockerlassen, erzeugen hingegen beim Arzt eine abwehrende Haltung, zumal für ihn die Gefahr besteht, dass er sein Zeitbudget überschreitet und das Gespräch wird für beide Seiten unbefriedigend beendet.

Was macht das Aufklärungsgespräch verständlicher und empathischer?

Komplexitätsreduktion, Übersetzung und Fraktionierung der umfangreichen medizinischen Informationen sind nach meiner Erfahrung ausschlaggebend für eine erfolgreiche Arzt-Patient Kommunikation. Die Kunst komplexe medizinische Vorgänge so zu vereinfachen und in eine laienverständliche Sprache zu übersetzen verlangen vom Arzt eine nicht zu verachtende Aufmerksamkeit und Disziplin bei der Gesprächsführung. Es lohnt sich meiner Meinung nach, von vorne herein klarzustellen, dass in einem ersten Gespräch nur ein Teil der notwendigen Informationen erläutert werden können und weitere Gespräche folgen werden. Patientenbroschüren können dabei helfen, den Inhalt weiterer Gespräche zu strukturieren, nicht jedoch, so habe ich es erlebt, diese ersetzen.

Ein weiterer Ansatz hat sich bewährt, die Arbeitsteilung. Mir hat sich gezeigt, dass die MS Nurse einen wesentlich besseren Zugang zu Patienten erreicht, als ein Arzt in der Regel erreichen kann, meiner Meinung nach auch nicht soll. Eine gewisse „therapeutische Distanz“ muss gewahrt bleiben, um unabhängiges ärztliches Handeln jederzeit zu ermöglichen; handeln beziehungsweise Entscheidungen treffen, die dem Patienten nicht gefallen oder nicht seinen Vorstellungen entsprechen. Mit der Arbeitsteilung - Arzt und Nurse – kann meiner Meinung nach die „Therapeutische Distanz“ elegant aber auch effektiv überbrückt werden. So gelingt es den MS Nurse oft, dem Patienten ihm unverständliche ärztliche Entscheidungen zu erklären und deren Akzeptanz zu fördern. Auch sind MS Schwestern auf Grund ihrer Professionalisierung in der Lage, den Berg an Informationen mit dem Patienten so zu bearbeiten, dass es dem Arzt möglich ist, mit wesentlich kürzerem Aufwand, den vorinformierten gemäß der ärztlichen Kunst aufzuklären und von einer Behandlung zu überzeugen.

Sehr viele Kollegen haben dies erkannt und inzwischen Konsequenzen daraus gezogen.

Sie kleiden sich nicht mehr in Weiß, richten eine angenehme Besprechungsatmosphäre ein, indem Arzt und Patient an einem Tisch sitzen und damit auf Augenhöhe sprechen können und passen ihre Wortwahl, dem laienhaften Verständnis des Patienten an.

Eine gute Struktur des Gesprächs

So sind die Aufklärungsgespräche über die Diagnose einer MS sprachlich wie inhaltlich so strukturiert, dass der Patient diese verstehen kann. Patienten wollen (und müssen) unverändert von einem Arzt über die Diagnose, Behandlungsmöglichkeiten und Auswirkungen auf das weitere Leben aufgeklärt werden. Um dies in der geringen zur Verfügung stehenden Zeit seitens der Ärzte zu ermöglichen, sind diese dazu übergegangen, die immense Aufklärungsarbeit, wie oben erläutert, zu splitten. Die medizinische Aufklärung verbleibt beim Arzt, die notwendigen, vertiefenden Erläuterungen übernimmt zunehmend die MS Nurse. So gehen diese zum Beispiel oft die inzwischen auch besser laienverständlichen Patientenbroschüren zur medikamentösen Behandlung mit den Betroffenen durch, bevor das abschließende Aufklärungsgespräch mit dem Arzt stattfindet, das dann in die Einwilligung zu einer Behandlung mündet. Entsprechendes gilt für die Aufklärung bezüglich der Diagnose der MS und deren möglichen Auswirkungen auf das gesamte Leben. Spricht der Arzt dabei dieselbe „Sprache“ wie der nun vorinformierte Patient, ist für beide das Ergebnis wesentlich befriedigender, als dies früher der Fall war.

Zur Person

Dr. med. Markus Heibel ist Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Sauerlandklinik Hachen, einer neurologischen Spezialklinik mit Schwerpunkt Multiple Sklerose.
 

 

 

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