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Frauen und Multiple Sklerose

Frauen entwickeln rund zwei- bis dreimal häufiger als Männer eine schubförmig- remittierende Multiple Sklerose (RRMS). In der Mehrzahl der Fälle manifestiert sich die Erkrankung im gebärfähigen Alter, prinzipiell kann die MS allerdings in praktisch jedem Lebensalter - und damit in ganz unterschiedlichen Lebensphasen der Frau – auftreten.1 Es ergeben sich für die betroffenen Frauen oftmals unterschiedliche Fragestellungen je nachdem, ob die Erkrankung in der Pubertät, im mittleren Lebensalter oder zum Beispiel erst nach den Wechseljahren behandelt wird. Bei der MS-Therapie sind zudem die besonderen Lebensumstände und auch die jeweilige hormonelle Situation zu berücksichtigen, berichtet Dr. Birte Elias-Hamp, niedergelassene Neurologin in Hamburg. Dem kann durch die Fortschritte der vergangenen Jahre hinsichtlich der therapeutischen Möglichkeiten bei der RRMS inzwischen besser denn je Rechnung getragen werden.

MS und Pubertät

Die Pubertät stellt eine gewisse Umbruchphase im Leben einer Jugendlichen dar. Die an sich schon für viele Mädchen schwierige Situation kann sich verschärfen, wenn eine chronische Erkrankung wie eine RRMS manifest wird. Die Behandlung der Jugendlichen erfolgt laut Elias-Hamp nach den üblichen Therapiekriterien, allerdings sind bei der Betreuung die hormonellen Schwankungen zu berücksichtigen. So geben viele Frauen an, in der prämenstruellen oder menstruellen Phase eine Verschlechterung der MS-Begleitsymptomatik zu entwickeln. Eine direkte Assoziation zwischen menstruellem Zyklus und dem Auftreten kontrastmittelaufnehmender Läsionen im MRT konnte bisher nicht dokumentiert werden, sodass der Mechanismus der prä-/menstruellen Symptomverschlechterung bislang unklar ist.2

Auffällig ist nach Elias-Hamp, dass Frauen, die orale Kontrazeptiva einnehmen, von den Begleitsymptomen abhängig vom Monatszyklus üblicherweise weniger betroffen sind. Zur Linderung der Beschwerden kann es daher sinnvoll sein, Frauen ohne aktuellen Kinderwunsch nach Rücksprache mit deren Gynäkologen probatorisch die Einnahme oraler Kontrazeptiva zu empfehlen.

MS im jungen Erwachsenenalter

Auch Frauen im jungen Erwachsenenalter mit MS haben häufig einen erhöhten Beratungsbedarf. Oft stehen dabei Fragen rund um das Thema Schwangerschaft und Familienplanung an. Generell ist laut Elias-Hamp festzuhalten, dass die Frauen im Allgemeinen problemlos schwanger werden können, wenn ein Kinderwunsch besteht. Andererseits ist das Risiko für eine Verschlechterung der MS nicht erhöht, wenn sie keine Kinder bekommen. Außerdem haben Frauen, die zum Zeitpunkt der Geburt ihres ersten Kindes bereits älter sind, kein erhöhtes Risiko, eine MS zu entwickeln oder eine Progression der Erkrankung zu induzieren.

Ein vergleichsweise kurzes Intervall von weniger als sechs Monaten zwischen zwei Schwangerschaften scheint hingegen mit einer vermehrten Komplikationsrate bei Mutter und Kind und einer höheren Wahrscheinlichkeit für eine Frühgeburt assoziiert zu sein. „Daher ist den Frauen zu raten, nach einer Schwangerschaft mindestens ein Jahr zu warten, ehe sie erneut schwanger werden“, erläutert die Hamburger Neurologin.

MS und Schwangerschaft

Andere Fragen stehen meist im Fokus, wenn die Patientin einen aktuellen Kinderwunsch entwickelt. Anders als früher üblich wird heutzutage Frauen mit MS nicht mehr von einer Schwangerschaft abgeraten. Im Gegenteil: „Die Frauen können sogar ermutigt werden, schwanger zu werden“, sagt Elias-Hamp. Denn in der groß angelegten Studie „Pregnancy in Multiple Sclerosis“ konnte gezeigt werden, dass sich während einer Schwangerschaft das Schubrisiko bei der MS sogar vermindert.3 Allerdings ist ein deutlicher Anstieg der Wahrscheinlichkeit für einen akuten Krankheitsschub in den ersten drei Monaten post partum zu beachten.

Befürchtungen der Frau, ihre Fertilität könne durch die MS eingeschränkt sein, können zumeist zerstreut werden und auch die Sorge, die Erkrankung werde möglicherweise vererbt, ist zu relativieren. Das Risiko, eine MS zu entwickeln, liegt bei Angehörigen von MS Patienten bei 2 bis 4 Prozent und ist damit gegenüber der Normalbevölkerung (0,1 Prozent) nur bedingt erhöht.4

Frauen mit MS und Kinderwunsch sollten zudem darüber aufgeklärt werden, dass der Zeitpunkt der Schwangerschaft gut geplant werden sollte, um ein möglichst hohes Maß an Sicherheit für Mutter und Kind zu gewährleisten. Bei aktuellem Kinderwunsch sollte versucht werden, die Konzeption in einer ruhigen Phase der MS erfolgen zu lassen. Denn während der Schwangerschaft ist die Mehrzahl der verfügbaren Therapeutika nicht empfohlen oder kontraindiziert und daher üblicherweise vor geplanter Schwangerschaft abzusetzen. Erfahren Sie hier mehr zum Thema Familienplanung.

Wird die Frau nicht wie geplant schwanger, so bestehen laut Elias-Hamp keine Bedenken gegenüber einer Reproduktionstherapie.

MS und Menopause

Die MS beeinflusst nach derzeitiger Kenntnis nicht den Zeitpunkt des Einsetzens der Menopause. Allerdings ist die MS mit dem Auftreten der Menopause nicht „ausgebrannt“ und es kann durchaus weiter zu akuten Krankheitsschüben kommen, sodass die übliche Behandlung weiter fortzuführen ist. Zu bedenken ist ferner, dass sich die Begleitsymptomatik der MS während des Klimakteriums verstärken kann. Das gilt zum Beispiel für Hitzewallungen und das Uhthoff-Phänomen, aber ebenso für Schlafstörungen und kognitive Beeinträchtigungen. Es kann zu sogenannten „Overlap-Symptomen“ kommen, wobei es im Einzelfall schwierig sein kann zu differenzieren, ob ein Symptom durch die MS oder durch die Menopause bedingt ist.5

Im höheren Lebensalter spielen hormonelle Veränderungen keine Rolle mehr. Im Hinblick auf die MS ist jedoch die oftmals zunehmende Multimorbidität sowie die damit einhergehende Einnahme verschiedenster Arzneimittel und das Risiko von Wechselwirkungen mit der MS-Medikation zu beachten.

Bei der Behandlung geht es zudem darum, vor dem Hintergrund des generell im Alter erhöhten Sturzrisikos motorischen Komplikationen und einer Zunahme des EDSS (Expanded Disability Status Scale) konsequent vorzubeugen. Dies gilt umso mehr, als generell bei vielen Frauen mit MS postmenopausal eine Verschlechterung des EDSS zu beobachten ist.6

Zusammenfassung

Zwar gibt es keine grundsätzlichen Unterschiede der Therapieregime bei der MS zwischen Mann und Frau, doch sind bei der Behandlung von Frauen einige Besonderheiten in der Betreuung zu beachten. So kann es notwendig werden, die MS- Therapie oder auch eine begleitende Behandlung den unterschiedlichen Lebensphasen der Frau anzupassen. Zu berücksichtigen ist bei Frauen mehr als bei Männern zudem die Frage der Familienplanung, um bei einem aktuellen Kinderwunsch eventuell erforderliche Therapieanpassungen frühzeitig vornehmen zu können.
 

Apropos

Vor allem Frauen im mittleren Lebensalter stehen laut Dr. Birte Elias-Hamp, Hamburg, oft vor besonderen Herausforderungen im Management ihres Lebensalltags. Auch dem muss nach Angaben der Neurologin bei der Betreuung und bei der MS-Therapie Rechnung getragen werden. „Die Frauen sind meist maßgeblich für die Versorgung der Kinder verantwortlich, managen den Familienalltag, haben häufig ihre Berufstätigkeit zumindest in Teilzeit wieder aufgenommen und organisieren die Betreuung ihrer nicht selten pflegebedürftigen Eltern“, betont Dr. Elias-Hamp. Eine solche Situation ist schon für gesunde Frauen belastend. Bei Frauen mit MS, die oft bedingt, dass die Frau rascher ermüdet, möglicherweise sogar an einer Fatigue leidet und ihre Kräfte besonders gut einteilen muss, verschärft sich die Situation. Die Behandlung der MS sollte deshalb so einfach wie möglich gestaltet werden, um nicht durch das Therapiemanagement die Frauen vor weitere Herausforderungen zu stellen.

Referenzen

  1. Holstiege J et al. Versorgungsatlas-Bericht Nr. 17/09. Berlin 2017. DOI: 10.20364/VA-17.09. URL: https://www.versorgungsatlas.de/themen/alle-analysen-nach-datum-sortiert/?tab=6&uid=86 (Letzter Zugriff: 07.09.2023)
  2. Bansil S et al., Acta Neurol Scand 1999; 99: 91–94
  3. Confavreux et al., N Engl J Med 1998; 339 (5): 285–291
  4. Ebers GC et al., Nature 1995; 377: 150
  5. Rankin K et al., Curr Neurol Neurosci Rep. 2018;18(7):36
  6. Bove R et al., Mult Scler 2016; 7: 935–943

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