Bericht zum Sanofi Genzyme Satellitensymposium auf dem DGN 2019 in Stuttgart
Ein Bericht zum Vortrag von Dr. Marianne Cortese, Cambridge/Massachusetts
Ein Bericht zum Vortrag von Professor Dr. Patricia K. Coyle aus Stony Brook/USA
Berichte und Interviews vom Kongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie
Zu den aktuellen Diskussionen und Forschungsergebnissen aus dem Bereich Neurologie und Multiple Sklerose
MS-Patienten fragen oftmals, inwieweit durch die Ernährung und allgemein durch Lebensstilfaktoren die Entstehung der Multiplen Sklerose (MS) sowie der Krankheitsverlauf zu beeinflussen ist. Generell dürfte die Pathogenese maßgeblich auf einer genetischen Prädisposition beruhen. Allerdings gibt es gute Hinweise, dass auch Umweltfaktoren und insbesondere die Ernährung das Krankheitsrisiko modulieren, erläuterte Professor Dr. Ralf Linker, Regensburg, beim 93. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN).
Zu differenzieren ist beim Einfluss von Umweltfaktoren zwischen dem Risiko der Krankheitsmanifestation, dem Risiko für akute Krankheitsschübe und dem Risiko der Entwicklung von Behinderungen, erklärte Linker. Zunehmend untersucht werden die Zusammenhänge bislang allerdings nur bei der schubförmig verlaufenden MS. „Leider fehlen uns jedoch noch entsprechende Daten zur chronisch progredienten MS“, gab der Neurologe zu bedenken.
Es gibt zudem kaum kontrollierte klinische Studien, die Zusammenhänge werden vielmehr vorwiegend vor dem Hintergrund epidemiologischer Beobachtungen bewertet. „Die Hinweise beruhen damit auf Assoziationen, die wir sehen. Sie sind entsprechend vorsichtig zu interpretieren“, so Linker. Die beobachteten Zusammenhänge dürfen nach seinen Aussagen zudem nicht zu dem Fehler verleiten, von einer Kausalität auszugehen und einen Umkehrschluss zu ziehen. Wird beispielsweise ein Risikofaktor für das Auftreten akuter Schübe identifiziert, so bedeutet dies nicht zwangsläufig, dass eine entsprechende Modifikation des Lebensstils die Zahl der akuten Schübe entsprechend senken kann.
Hinsichtlich der Entstehung der MS ist nach Linker bekannt, dass das weibliche Geschlecht ein erhöhtes Krankheitsrisiko bedingt. Relativ gesichert ist davon abgesehen ein erhöhtes Krankheitsrisiko nach Infektionen mit dem Epstein-Barr-Virus in der Adoleszenz.
Auch zum Rauchen besteht ein Zusammenhang: „Es gibt inzwischen eine Fülle von Beobachtungen, die eine Assoziation zwischen dem Rauchen und der Entwicklung einer MS aufzeigen“, so Linker. Die konkrete Ursache ist jedoch nicht bekannt. Gut dokumentiert ist ferner, dass Übergewicht im Jugendalter mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung einer MS einhergeht.1
Viel diskutiert wird, so Linker, nach wie vor die Rolle von Vitamin D bei der MS. So gibt es valide Hinweise darauf, dass hohe Vitamin D-Spiegel und Sonnenexposition protektive Effekte besitzen. Niedrige Vitamin D-Spiegel scheinen hingegen das Krankheitsrisiko zu erhöhen.
Immer wieder angeführt, aber bislang mit wenig Evidenz belegt werden nach Linker Zusammenhänge der MS mit gesundem Essen, mit dem Salzverzehr sowie mit dem Mikrobiom und mit Fischöl. Vermutet wird ferner, dass ein vergleichsweise hoher Kaffeekonsum das Krankheitsrisiko mindert, während organische Lösungsmittel ebenso wie Stress die Erkrankungsgefahr steigern. Das gilt ebenso für Schichtarbeit, die laut Linker zudem generell das Risiko der Entwicklung von Autoimmunerkrankungen zu erhöhen scheint. „Wir müssen aber davon ausgehen, dass nicht ein einziger Faktor allein für ein erhöhtes Krankheitsrisiko verantwortlich zeichnet“, erklärte der Neurologe. „Vielmehr ist wahrscheinlich die Vernetzung der einzelnen Risikofaktoren entscheidend – und das auch in Zusammenhang mit der genetischen Prädisposition“.
Auch die Entwicklung von akuten Krankheitsschüben sowie Behinderungen scheint durch Umweltfaktoren beeinflusst zu werden, allerdings liegen in diesem Bereich nach Linker noch deutlich weniger Daten vor als bei der Krankheitsentstehung. Gesichert ist ein Einfluss des Hormonstatus, wobei eine Schwangerschaft ein protektiver Effekt vor allem im dritten Trimester ist. Im Wochenbett dagegen steigt das Schubrisiko wieder an.1
Es gibt ferner Beobachtungen, wonach Rauchen und ebenso Stressbelastungen sowie niedrige Vitamin D-Spiegel auch Risikofaktoren für die Entwicklung eines akuten Schubs darstellen, während hohe Vitamin D-Spiegel in puncto Schubrisiko protektiv wirksam sind.1 Das bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass durch die Supplementation von Vitamin D das Schubrisiko gesenkt werden kann. „Ein Nutzen der Vitamin D-Supplementation war in dieser Hinsicht bislang nicht nachweisbar“, so Linker.
Unklar ist nach seiner Darstellung zudem bislang, welche Rolle Komorbiditäten spielen. Vermutet wird ein Einfluss von kardiovaskulären und auch von psychiatrischen Begleiterkrankungen. „Dazu brauchen wir jedoch noch weitere Daten und vor allem auch Interventionsstudien“, so Linker.
Auch hinsichtlich der Entwicklung von Behinderungen ist wenig bekannt über den Einfluss des Lebensstils sowie allgemein Umweltfaktoren. Allerdings scheint auch in diesem Bereich das Rauchen ein Risikofaktor für eine Behinderungsprogression zu sein.1
Lange Zeit unterschätzt wurde laut Professor Dr. Frauke Zipp aus Mainz der Einfluss der Ernährung auf die Entstehung und den Verlauf einer MS. „Früher wurde man regelrecht belächelt, wenn man sich um die Ernährung von MS-Patienten gekümmert hat“, so Zipp.2 Inzwischen mehren sich die Hinweise darauf, dass Ernährungsfaktoren durchaus Einfluss auf das Krankheitsgeschehen bei der MS haben. So konnte nach Zipp gezeigt werden, dass die kurzkettige Fettsäure Propionsäure den Verlauf der MS günstig beeinflussen kann.3 Umgekehrt kann Tryptophan offenbar den gegenteiligen Effekt haben.4 „Der Einfluss der Ernährung auf die MS ist sicherlich ein zukunftsträchtiges Thema“, erklärte die Wissenschaftlerin.
Die Manifestation der Multiplen Sklerose basiert auf einer genetischen Prädisposition, wobei das Krankheitsrisiko wahrscheinlich durch verschiedenste Umweltfaktoren beeinflusst wird. Die Daten sind allerdings bislang wenig gesichert, es handelt sich vor allem um Beobachtungen von Assoziationen und nicht um Ergebnisse kontrollierter Studien. Rauchen scheint laut Prof. Linker dabei der wichtigste modifizierbare Risikofaktor für die Entstehung der MS sowie die Entwicklung von akuten Schüben und auch Behinderungen darzustellen. Die Effekte von Vitamin D sind hingegen weiterhin fraglich und die Rolle von Komorbiditäten ist ein wichtiges aktuelles Forschungsthema.
MAT-DE-2006415-v1.0-12/2020
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