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AAN 2019: Sexuelle Dysfunktion bei MS wurde unterschätzt

Prof. Jiwon Oh hat auf der AAN-Jahrestagung 2019 eine Metaanalyse zum Thema sexuelle Dysfunktion vorgestellt.

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Multiple Sklerose: Spielt der Lebensstil eine größere Rolle als gedacht?

Kann man mit einem gesundheitsbewussten Lebensstil den Verlauf der Multiplen Sklerose beeinflussen? „Aktuelle Studien sprechen dafür“, so Prof. Vijayshree Yadav, Abteilung für Neurologie, Universität Oregon, auf dem Kongress der American Academy of Neurology in Philadelphia. Zumindest könne man so zur Linderung mancher MS-assoziierter Symptome und möglicherweise sogar zu einem günstigeren Krankheitsverlauf beitragen.

Eine kanadische Registerstudie etwa habe gezeigt, dass bei MS-Patienten mit bestimmten Begleiterkrankungen, die auf ein hohes kardiovaskuläres Risiko hinweisen, wie Hypercholesterinämie, Hypertonie, KHK, Diabetes oder pAVK, eine schnellere Behinderungsprogression − mit durchschnittlich sechs Jahre früherem Verlust der Gehfähigkeit − eintritt als bei MS-Patienten ohne kardiovaskuläre Komorbidität.1

Kardiovaskuläre Risiken beschleunigen Hirnatrophie

„Bei adipösen Kindern ist die MS-Inzidenz höher als bei normalgewichtigen“, ergänzte Yadav. In einer fünfjährigen Studie schritt die Erkrankung bei übergewichtigen und adipösen MS-Patienten sowohl klinisch als auch laut MRT schneller voran als bei normalgewichtigen.2 In einer prospektiven Langzeitstudie ging ein erhöhter BMI bei MS-Patienten mit einer ausgeprägteren Hirnatrophie einher, was auf eine schnellere Progression auch der Behinderung hindeutet.3

Dr. Jesper Hagemeier und Mitforschende der Universität Buffalo stellten nun auf dem AAN-Kongress Ergebnisse einer fünfjährigen MRT-Studie vor. Die Forschenden ermittelten bei 175 MS- oder CIS-Patienten und 42 gesunden Probanden den kardiovaskulären Risikoindex HHS (Healthy Heart Score) anhand der Faktoren Alter, Rauchen, BMI, Kalorienzufuhr, Bewegung und Alkoholkonsum. Die Studie zeigte, dass ein erhöhter HHS bei MS-Patienten mit einer beschleunigten Progression der Hirnatrophie assoziiert war, und kardiovaskulär ungünstige Lebensstilfaktoren mit einem erhöhten Läsionsvolumen.4,5

Direkte und indirekte Effekte auf die MS?

„Möglicherweise können wir mit einer Veränderung des Lebensstils besonders die Begleitsymptome der MS beeinflussen“, vermutet Yadav. Die bislang verfügbaren Daten sprächen dafür, dass hier ganz ähnliche Lebensstilfaktoren eine Rolle spielen, wie sie bereits in der primären und sekundären Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen etabliert sind und deren Einfluss durch eine Vielzahl aussagekräftiger Studien zweifelsfrei belegt ist. Dazu gehört beispielsweise, Übergewicht und Dyslipidämie durch regelmäßige Bewegung und gesunde Ernährung zu reduzieren, und vermutlich auch Entspannung und Stressreduktion. Möglicherweise haben diese Faktoren nicht nur einen indirekten Einfluss auf die MS, über die Vermeidung kardiovaskulärer und metabolischer Erkrankungen, sondern auch einen direkten, etwa über die Herunterregulation entzündlicher Prozesse.

Gesunder Lebensstil – weniger Fatigue?

Um die vermutete positive Wirkung von Lebensstilfaktoren auf den Verlauf der MS weiter zu evaluieren, sind nun geeignete prospektive Studien notwendig. Erste positive Hinweise kommen Yadav zufolge bereits aus einer randomisierten, untersucherverblindeten Studie mit MS-Patienten, bei denen eine pflanzliche, fettarme Diät zwar keinen messbaren Einfluss auf die Hirnatrophie oder Behinderungsprogression zeigte, aber eine signifikante Verbesserung der krankheitsbedingten Fatigue.6

Referenzen

  1. Marrie RA et al. Vascular comorbidity is associated with more rapid disability progression in multiple sclerosis. Neurology. 2010; 74: 1041–7.
  2. Ben-Zacharia A. The Effects of Body Mass Index (BMI) on Multiple Sclerosis (MS) Progression. Consortium of the Multiple Sclerosis Centers (CMSC) 2015. Poster DX12
  3. Mowry EM et al. Body mass index, but not vitamin D status, is associated with brain volume change in MS. Neurology 2018; 91: e2256–e2264.
  4. Hagemeier J et al. Dietary and Lifestyle Factors in Multiple Sclerosis Progression: Results from a 5-year Longitudinal MRI Study. Neurology 2019; 92 (15 Suppl.): P5.2–002. https://n.neurology.org/content/92/15_Supplement/P5.2-002
  5. Jakimovski D et al. Dietary and lifestyle factors in multiple sclerosis progression: results from a 5-year longitudinal MRI study. J Neurol 2019; 266: 866–875.
  6. Yadav V et al. Low-fat, plant-based diet in multiple sclerosis: A randomized controlled trial. Mult Scler Relat Disord 2016; 9: 80–90.

Quellen

Symposium „Qual der Wahl oder Luxusproblem? Patientenbedürfnisse in einer komplexen Therapielandschaft” beim 91. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) / Neurowoche 2018 in Berlin

GZDE.MS.19.07.0413

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